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4 Jahre nach dem plastikfreien Monat

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Was blieb nach 4 Jahre nach meinem Plastikfrei Experiment?

Teil einer Plastikverpackung

Teil einer Plastikverpackung

Schon länger wollte ich einen Artikel, schreiben für Chaosreporter.de über mein „plastikfrei“ Experiment. Einen Monat verzichtete ich im Herbst 2014 komplett auf Plastik beim Einkauf, aber ich wollte einige Zeit warten, wie sich auch die Läden und Menschen ändern. Hier meine Gedanken dazu.

2014 fand ich in Supermärkten viel mehr krummes Gemüse und fleckiges Obst als heute 2019, auch weniger Plastikverpackungen um die Frischwaren. Heute gibt es sogar für einzelne Apfelsinen Plastikschalen und die jungen Menschen kaufen es. Gerade die, die derzeit auf die Straße gehen und behaupten wir älteren Ü-40 hätten ihnen die Zukunft und Umwelt zerstört.

Entschuldigung das ich einmal herzlich lache an der Stelle.

Allein beim Thema Plastik, wenn ich denke, sind hier gewaltige Unterschiede in den Generationen.

Wir 70er-geborene gingen noch mit der Milchkanne aus Blech zum Milchholen in den Milchladen in der Donnersbergerstraße in München, wo die nette Dame im weißen Gewand an der Milchpumpe im Laden stand, und die Milch frisch vom Milchtank in die Milchkanne füllte. Käse gab es nur in Papier gewickelt wie auch die Wurst und das Gemüse brachte der Kartoffelmann einmal die Woche im Jutesack zentnerweise zum Einlagern in die Kartoffelmiete oder Karottenkiste etc. … Da brauchte es noch keine Plastikfolienbeutel oder Sonstiges. Zitronen waren in Baumwollnetzen im Supermarkt und Kekse waren in Pergamenttüten bei Kaufhof zu finden.

Plastikfreier Einkauf (c) Chaosreporter.de

Plastikfreier Einkauf            (c) Chaosreporter.de

Auch unsere Babykost und Windeln waren noch plastikfrei aber heute nuckeln die Kinder an Quetschi Obst, weil die Mütter unwissend sind, selber den Mixer für ein Apfelmus zu bedienen. Auch sind unsere Zähne gesünder, weil wir die Apfelstücke so bissen und sie nicht püriert zum Dauernuckeln bekamen.

Kleidung war meist Cord oder Jeans und es gab noch keine Funktionskleidung für Kinder. Nur für Erwachsene gab es, welche die war ohne Kunststoff, man nannte es Wachstuch. Die Mäntel der Damen sie waren ohne Pelz und Plastik, sie waren aus Filz oder Kamelhaar.

Während wir dann in den 80ern gegen Sauren Regen und Wackersdorf demonstrierten in Birkenstocksandalen und beim Einkauf, wie auch heute nie ohne Jutebeutel liefen, laufen die Jungen heute mit Plastikrucksäcken und Plastik-Marken-Turnschuhen durch die Landschaft, weil Plastik weniger Tiere quält. Oben drauf sehe ich viele sogar mit blinkenden Plastikturnschuhen die heute Sneakers heißen.

Nicht nur Plastik ist dort enthalten, sondern auch giftiges Quecksilber in den Batterien. Heute gehen Schuhe in den Sondermüll früher wurden sie wiederverwertet, das Leder verrottete und die Sohlen wurden weiter verwertet. Auch mit den Klamotten allgemein, rennt die Jugend zu einer Firma in München die T-Shirts für 3 Euro anbietet, anstatt gute für 15 Euro zu kaufen, bei denen keine anderen Kinder dran nähen mussten.

Auch im Park sehe ich immer wieder Jugendliche feiern, mit Bierflasche ohne Plastik „Die nehmen wir wieder mit“ heißt es dann … Ja die schon, aber die ganzen Schokoriegelpapiere und Chipstüten bleiben am Boden.

Plastikabfall der Jugend in Pasing unter dem Bahntunnel am Sportplatz (c) Chaosreporter.de

Plastikabfall der Jugend in Pasing unter dem Bahntunnel am Sportplatz (c) Chaosreporter.de

Die Generation die jetzt Jung ist, lässt sich nichts mehr sagen, und es ist auch jedes Wort Zuviel. Es gibt einige die wirklich ihren Müll mitnehmen, aber ein echtes Gefühl für Natur haben sie in keinster Weise. Entweder wissen sie alles besser, kennen aber keine heimische Pflanze noch den Ablauf in der Natur, oder ihnen ist alles völlig egal.

Ich selber lebe immer noch wie früher, räume meinen Müll auf, kaufe lieber eine Tafel hochwertige Schokolade als eine Pralinenschachtel für eine Freundin, die weniger Müll macht. Lasse Verpackungen in den Läden (die diese wieder zu Geld machen), und lege mein Gemüse im Supermarkt so aufs Band ohne Plastiktüte.

Im Supermarkt regiert der Geldbeutel und nicht die Umwelt …

Im Supermarkt wurmt mich so einiges, wenn ich sehe, dass Kunden immer wieder wie jetzt im Februar zu Blaubeeren greifen oder anderen Früchten in Plastik, die nicht regional sind. Eine Dame antwortete mir darauf, als ich sie ansprach, warum sie dass tue: „Irgendwo auf der Welt ist Herbst und die Früchte sind reif, da muss ich mich nicht rechtfertigen, ich vertrage Blaubeeren als einziges Obst.“ Ich sagte dann: „Warum kaufen sie die Blaubeeren dann nicht im Herbst hier im Pappbehälter? Auch können Sie das Obst einkochen, einfrieren und so haltbar machen ohne Plastik?“ Sie murrte ein wenig. Ich setzte dann noch nach: „Denken Sie auch an den Transportweg, nicht nur das Erdöl im Plastik ist schädlich auch das Schweröl der Schiffe, die es transportieren.“ Nun war kein Ton mehr zu hören.

Wo ich auch immer mehr Plastik finde, ist beim Bastelbedarf und bei Spielwaren, der Kunde wird hier völlig zum Narren gehalten. Keine Inhaltsangaben, viele Papiere mit Plastik überzogen, wie auch Plastikspielsachen zum Knautschen oder kneten mit schädlichen Weichmachern. Unsinnig finde ich  Bastelkarten mit LED Beleuchtung, keine Oma, die so eine Karte bekam im Altenheim, wirft die Batterien je in einen Recyclingcontainer das landet alles auf der Müllhalde …

Unverrotbare Plastikschuhe besser als Lederschuhe?

Die Jugend und Menschheit schreien nach Umweltschutz aber nur ganz wenige halten sich daran, beobachten Sie mal Ihr Umfeld. Gehen Ihre Freunde zum Discounter, wo alles in Plastik verpackt ist oder zum lokalen Metzger? In Billigläden für Geschenke oder kaufen lieber mal ein gutes Buch? Bei mir reden alle von Umwelt oder neuer veganer Lebensweise. Aber keiner achtet beim Einkaufen auf Umwelt, ich komme mir vor, als wäre ich auf einem anderen Planeten.

Veganer, die ich kennenlernte, kaufen auch vorzugsweise Schuhe aus Plastik (Erdöl waren auch einmal Tiere), kaufen stark verarbeitete Lebensmittel, die in Plastik verschweißt sind, oder brauchen Produkte, die weder regional noch saisonal sind. Allein wenn ich an Mandelsahne im Tetrapack als Ersatz für Sahne im Glas denke. Mandeln kommen aus Monokulturen u. a. in USA, gespritzt wird hier, wenn Bienen ausfliegen, im Gegensatz zu Deutschland, wo man spritzt, wenn die Bienen nicht fliegen zum Beispiel nachts.

Edelfleischteile und keine Kenntnis um die Herkunft und Verarbeitung.

Junge Kunden verkochen vorzugsweise nur noch Fleischteile aus dem Supermarkt in Plastik abgepackt. Hier sieht man weder den Kopf des Tieres noch den Rest des Tieres oder wie er verwertet wird. Aber woher sollen sie es lernen?

Im TV auf allen Sendern wird nicht gezeigt, wie ich ein Tier zerlege und komplett verwerte, immer werden in Kochsendungen nur die sogenannten Edelteile verwertet. Oder weis ihr Neffe noch das man Kalbsbacken oder rohe Leber vom Rind essen kann? Das man Kopfsülze machen kann und aus einer Schweinsblase einen Fußball, wie ihn meine Eltern noch hatten? Wenn Kunden alles kaufen würden, hätten wir keine Reste, die verbrannt werden oder in die Dritte Welt wandern und dort die Bauern in den Ruin treiben.

Ich wünschte mir die Menschen, die jetzt Erwachsenwerden, würden nicht nur auf uns Älteren schimpfen, sondern auch einmal zuhören, wie es bei uns war. Nur dann könnten beide Parteien schauen, welche Variante besser ist und die dann anwenden? Milchkanne oder Tetrapack, Bambusblattteller oder Einwegteller …

Plastikbecher eines To-Go-Cafes in München-Pasing (c) Chaosreporter.de

Plastikbecher eines To-Go-Cafes in München-Pasing (c) Chaosreporter.de

Plastikstrohhalme und Einwegbesteck verbieten halte ich auch nicht für die Beste Idee, was können Behinderte und Kranke machen, die nicht an Metallhalmen saugen können wegen der Verletzungsgefahr, Stroh, das bei Allergikern nicht funktioniert und Papier sich zu schnell auflöst in Astronautennahrung?

Aber weiter die To-Go-Becher zulassen von amerikanischen Kaffeeketten in die Junge Menschen in Horden rennen, und die Becher werden nach Benutzung weggeworfen, während wir früher in den 80ern noch im Stehkaffee bei Eduscho und Co unseren Kaffee aus Porzellantassen tranken. Warum wurde so etwas Gutes abgeschafft? Gerade noch ein Kaffeeröster bietet Stehkaffee an.

Es gäbe vieles, das man ändern könnte, wenn man nur wollte, aber was ich glaube das vielen Deutschen der Geldbeutel einfach näher ist als die Umwelt. Auch ist er bequemer geworden, wo man früher ohne murren 1 Stunde zum Einkaufen mit dem Einkaufsnetz lief, wird heute schon bei 20 Minuten gemotzt.

Ganz ohne Plastik geht es nicht, wie bei Medikamenten das ist mir klar.

Ich wünschte mir, die Menschen würden mehr denken statt schimpfen, mehr auf andere hören und debattieren wie früher. Wenn sie demonstrieren auch eine Möglichkeit aufzeigen wie es besser geht.

Kioskverpackung für Zigaretten in der Würm bei Blutenburg (c) Chaosreporter.de

Kioskverpackung für Zigaretten in der Würm bei Blutenburg (c) Chaosreporter.de

Und lasst Sie die Umwelt in Ruhe! Wandern ja, aber Müll mitnehmen und auf den Wegen bleiben, Tiere nicht verscheuchen beim Fotografieren oder Gesetze biegen und doch mal in ein gesperrtes Naturschutzgebiet mit Hund rennen für ein YouTube Video oder Selfie wie andere es tun. Sondern zum Vorbild werden, das die übernächste Generation es hoffentlich wieder besser macht.

Die junge Generation kann es besser machen, aber sie muss lernen zuzuhören und zu debattieren.

Mehr zum Thema https://www.chaosreporter.de/2014/08/31/1-monat-ohne-plastik-der-start-tag-0/

In dem Sinne

Ihr Chaosreporter Manuela aus München

 

Der Beitrag 4 Jahre nach dem plastikfreien Monat erschien zuerst auf Chaosreporter.


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